wasserkraftwerk muslen

Das Wasserkraftwerk Muslen am Walensee nahm im Jahr 1908 den Betrieb auf. Es speichert und turbiniert Wasser aus dem Fallenbach und Rombach. Mit einer Jahresproduktion von rund 4,2 Mio. kWh deckt das Kraftwerk den Strombedarf von rund 930 Haushalten.

Das Kraftwerk Muslen liegt unterhalb der Sonnenstube Amden, wo der Muslenweiher das Wasser des Fallenbach und Rombach wie auch des Sellbachs auffäng. Eine Druckleitung führt über steile Felswände hinunter zum Zentralengebäude direkt am Walensee, wo einer der spektakulärsten Wanderwege der Region durch den sonnigen Südhang der Churfirsten ins autofreie Quinten führt. Der SAK als Besitzerin des Kraftwerks ist ein schonender Umgang mit der Natur, insbesondere um ihre Kraftwerke herum, ein besonderes Anliegen. Nötige bauliche Massnahmen werden jeweils in einem möglichst umweltfreundlichen Rahmen gehalten.

Auf dem Weg zum Kraftwerk: Blick aus einer Felsscharte hinaus auf den Walensee.
Der Muslenweiher mit Staumauer, wie er sich heute präsentiert.

Die Technik im Kraftwerk Muslen

Das Speicherkraftwerk Muslen verfügt über eine Druckleitung mit einem Gefälle von 175 Metern und produziert jährlichen ca. 4,5 Mio. kWh Strom für die Region. 1982 wurde die bestehende Staumauer des Muslenweihers erhöht und damit das Speichervolumen vergrössert. Gleichzeitig wurde eine neue Druckleitung mit dreifachem Querschnitt zur Zentrale am Walensee verlegt. Die neu eingebaute Maschinengruppe besteht aus einer einflutigen Francisturbine mit einer Leistung von 1’630 Kilowatt bei einer Wassermenge von 1’000 Litern pro Sekunde. Eine weitere Massnahme zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit bildete die Einleitung des Sellbachs in den Muslenweiher. An der unterirdischen Einmündung wird durch den Einsatz einer Peltonturbine mit einer Leistung von 80 kW zusätzlicher Strom gewonnen. Dank dieser Neuerungen erhöhte sich die Jahresproduktion des Kraftwerkes Muslen von 1,7 auf 4,5 Mio. kWh.

Technische Daten
 

Inbetriebnahme 1908
Technologie Speicherkraftwerk
Installierte Leistung 1.66 MW
Jahresproduktion 4'200'000 kWh
Fallhöhe 180 m

Die Francisturbine

 

Die Francisturbine ist die am meisten eingesetzte Wasserturbinenart. Mit ihr lassen sich sehr unterschiedliche Fallhöhen nutzen. Ursprünglich für relativ niedrige Fallhöhen ausgelegt, bewältigt sie heute Höhen von über 700 Metern. Das Wasser wird dem Laufrad durch die sogenannte Einlaufspirale zugeführt. Die Regulierung der Leistung übernimmt ein Leitapparat mit drehbaren Schaufeln, der das Laufrad ringförmig umgibt.

Zertifizierte Stromproduktion

Das Kraftwerk Muslen wurde vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) mit dem Label «naturemade» zertifiziert. Das Gütesiegel steht für Stromproduktionsanlagen, die 100 Prozent erneuerbare Energie produzieren, einen geringen Umweltbelastungswert aufweisen und über ein Umweltmanagementsystem zur Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung verfügen.

Weitere Informationen

Die Druckleitung zwischen dem Muslenweiher und dem Werk am Walensee mit einem Gefälle von 175 Metern.
Francisturbine mit Generator.

Die Geschichte des Kraftwerks

Wie viele Kraftwerke aus der Industrialisierungszeit, entstand auch das Werk Muslen dank lokalen Anstrengungen. Im Jahre 1919 erwarben die SAK die von 1907 bis 1909 erbaute Anlage von der Gemeinde Amden. Diese erstellte damals das Kraftwerk, um die Wasserkräfte des Muslenbaches (Rombach und Fallenbach) für die örtliche Stromversorgung zu erschliessen. Das Wasser wurde unterhalb von Amden im Stauweiher Muslen gesammelt und durch eine oberirdisch verlegte Druckleitung zur Zentrale am Walensee geleitet. In der Anfangszeit waren zwei Peltonturbinen mit einer Leistung von je 150 PS im Einsatz. Zur Sicherung der Stromversorgung in wasserarmen Zeiten wurde zusätzlich noch eine Dampfmaschine installiert, die anstelle der einen Turbine den Generator direkt antreiben konnte. 1933 ersetzten die SAK die alten Maschinengruppen durch eine neue Peltonturbine, die mit einer Leistung von 450 PS einen Synchrongenerator antrieb. 1982 wurde die in die Jahre gekommene Anlage gesamthaft erneuert. Die Staumauer wurde durch einen Verstärkungsmantel aus Beton auf den neuesten Stand der Sicherheitsvorschriften gebracht und um fünf Meter erhöht. Die Einspeisung des Sellbachs machte eine grössere Wasseraufnahme möglich. Die neue Francisturbine im Werk am Walensee und eine zusätzliche Turbine an der Einspeisung des Sellbachs erhöhten die Stromproduktion um mehr als das Dreifache.

Gesamtansicht der Kraftwerksanlage vom Muslenweiher bis zum Walensee mit Muslenbach und Druckleitung.
Die 1982 im Werk neu eingebaute Francisturbine mit Asynchrongenerator.

Hintergrund zur Wasserkraft in der Schweiz

Die Elektrizität wurde um die vorletzte Jahrhundertwende in grossem Mass zu einer unverzichtbaren Energiequelle unserer Gesellschaft – genau zu dieser Zeit entstanden in der Schweiz auch die ersten Wasserkraftwerke. Die Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserkraft war damals die Lösung, den stetigen Bedarf nach Strom zu decken sowie um der Bevölkerung und Wirtschaft eine stabile Stromversorgung gewährleisten zu können.

Die umweltfreundliche und saubere Wasserkraft war bis in die 1970er Jahre nahezu die alleinige Energiequelle für die Stromproduktion in der Schweiz. Erst dann kam Elektrizität zunehmend aus anderen Quellen – vor allem Kernkraftwerken – hinzu. Um mit der stetigen Entwicklung Schritt zu halten, trat die SAK im Jahr 1928 der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) bei. Dieser Verbund garantiert die sichere und zuverlässige Stromversorgung, da die eigenen Wasserkraftwerke den Gesamtbedarf an elektrischer Energie nicht mehr decken konnten. Sie leisten aber heute noch einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung.